Interview

Duo Lina Bó vor Konzert in Köln
„Wir lieben es, verschiedene Stile zu mischen“

Lesezeit 6 Minuten
Celina von Wrochem und ihr Partner Luca Bo Hansen vermischen als Lina Bó Chansons und südamerikanische Klänge.

Celina von Wrochem und ihr Partner Luca Bo Hansen vermischen als Lina Bó Chansons und südamerikanische Klänge.

Die Enkelin vom Kölner Kult-Straßenmusiker Klaus der Geiger ist am Dienstag Vorband für Santiano.

Das Duo Lina Bó hat es von der Straßenmusik auf die Arena-Tour von Santiano geschafft. Im Interview erklären die Kölnerin aus der Südstadt, Celina von Wrochem, und Partner Luca Bo Hansen wieso Klaus der Geiger von den Karrieresprüngen seiner Enkelin erstmal nicht so begeistert war.

Wie fühlen Sie sich vor Ihrem ersten Auftritt in der Arena?

von Wrochem: Ich war selbst ein paar Mal als Gast da und wir können uns noch gar nicht vorstellen, wie es dann ist, dort auf der Bühne zu stehen. Es blieb aber tatsächlich gar nicht so viel Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Bis kurz vor der Tour haben wir noch einen Van zu unserem Tourbus ausgebaut, wirklich bis 12 Uhr nachts vor dem Start. Dafür haben wir im Oktober ein Fundraising gestartet und sind seit Januar am bauen. Wir waren mega unter Druck.

Der Tourstart wurde verschoben, weil zwei Bandmitglieder von Santiano krank wurden. Wie war das für Sie?

von Wrochem: Bei der ersten Show in Schwerin war schon alles fertig. Es gab den Soundcheck, das Make-Up war drauf und die Kleidung an. Und dann fünf Minuten vor unserer Spielzeit kam die Absage. Wir standen da wirklich schon hinter der Bühne. Das war ein bisschen absurd.

Wie entstand die Zusammenarbeit mit Santiano?

von Wrochem: Letztes Jahr sind wir gleichzeitig im Fernsehgarten aufgetreten. Da haben wir hinter der Bühne gequatscht und Musik gemacht. Außerdem kommen Bo und Santiano beide aus Flensburg. Dort haben wir denselben Produzenten. So ist es zum ersten gemeinsamen Song „Wenn ich dich je vergess“ gekommen.

Konzert auf dem Eierplätzchen: Celina von Wrochem (v.l.), ihr Vater Marcus von Wrochem, Partner Luca Bo Hansen und Großvater Klaus der Geiger traten im vergangenen Sommer gemeinsam auf.

Konzert auf dem Eierplätzchen: Celina von Wrochem (v.l.), ihr Vater Marcus von Wrochem, Partner Luca Bo Hansen und Großvater Klaus der Geiger traten im vergangenen Sommer gemeinsam auf.

Vorbands haben es manchmal schwer mit dem Publikum. Glauben Sie, dass Ihre Erfahrungen mit der Straßenmusik da helfen?

Hansen: Das hilft in ganz vielen Situationen. Wir haben in Schwerin auch Straßenmusik gemacht, weil wir nicht ertragen konnten, dass wir nicht gespielt haben. (lacht)

von Wrochem: Straßenmusik schult einen auf viele Arten. Einmal gewöhnt man sich daran, alles zu geben, auch wenn die Leute an einem vorbeilaufen. Bei manchen bleibt etwas hängen, bei anderen nicht. Aber das ist okay.

Ihr Opa ist der Kölner Kult-Straßenmusiker Klaus der Geiger. Was haben Sie von ihm gelernt?

von Wrochem: Also Geigespielen hab ich eigentlich von meiner Oma Christl Wüstenbecker gelernt, als ich dann aber in der Pubertät kam wollte ich auch mal Geigenunterricht bei Klaus haben und habe auch dort vieles gelernt. Er hat mir nicht nur gezeigt, dass man auf der Geige auch Akkorde spielen kann, ähnlich wie auf einer Gitarre, sondern auch, dass man dabei singen kann. Das hat mich natürlich inspiriert. Er ist einer der wenigen, der das macht. Zudem haben ich gelernt, dass es wichtig ist, das zu machen, was man für richtig hält. Er hat mich auch darin geprägt, stark hinter den Aussagen zu stehen, die man mit Musik und Texten trifft. Egal, ob jemand um die Ecke kommt und die Sache anders sieht.

Was hat Klaus der Geiger zu Ihrem Auftritt in der Arena gesagt?

von Wrochem: Er freut sich, dass die Musik in der Familie weitergetragen wird. Aber die Welt, für die ich mich entschieden habe, ist natürlich schon ganz anders als seine. Das war erstmal ein heikles Thema. Wir haben einen Plattenvertrag mit Sony Music und Klaus hat immer alles allein gemacht. Am Anfang hat er gesagt: „Bist du dir sicher, dass du in den ganzen Kommerz rein willst? Das sind alles so große Konzerne und vielleicht ist denen die Musik viel unwichtiger als sie dir persönlich ist.“ Ein kleines Stück weit stimmt das vielleicht auch, aber die Musik ist nicht nur unsere Leidenschaft, sondern auch unser Job. Nur von der Straßenmusik wollen wir nicht leben, denn das ist sehr anstrengend, vor allem im Winter. Klaus hat das aber eine ganz schön lange Weile so gemacht und wir ziehen den Hut vor ihm dafür!

Vor kurzem haben Sie Ihre erste Platte veröffentlicht. Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?

von Wrochem: Wie eine Mischung aus Manu Chao und Zaz. Wir lieben es, verschiedene Stile wie Folk, Pop, Chanson, Tango und Jazz zu mischen und in die Welt zu tragen. Außerdem bin ich halbe Kubanerin und mag die Latino-Vibes. Es ist auf jeden Fall Musik aus dem Herzen mit warmen, vielfältigen und sonnigen Klängen, die vielleicht zum Denken anregen.

In Ihrem Song „Weiblich“ geht es um starke Frauen und Emanzipation. Wie wichtig sind politische Themen für Sie?

von Wrochem: Sehr wichtig. Ich bin in einer emanzipierten Welt mit vielen starken Frauen großgeworden und hab erst später im Erwachsenen Leben realisiert, dass es nicht jeder Frau so ging, und dass sehr viel für Frauenrechte gekämpft wurde. Der Kampf für die Gleichstellung ist noch lange nicht vorbei und mit unserem Song Weiblich wollen wir ein Zeichen für die Kraft der Weiblichkeit setzen! Ich finde es immer sehr wichtig, dass man solche Messages positiv in die Welt trägt, damit es auch positiv bei den Leuten im Kopf bleibt.

Hansen: Wir wollten nicht den Zeigefinger erheben, weil ich glaube, viele Leute drehen sich dann weg und sind genervt.

von Wrochem: Wir sprechen es aber trotzdem aus. Wenn man dann in der wunderbaren Situation ist, Musik machen zu dürfen, die von Leuten tatsächlich gehört wird, sollte man durchaus auch solche Messages in die Welt tragen.

Herr Hansen, Sie kommen aus Flensburg und sind durch Ihre Partnerin tief in die kölsche Seele eingetaucht. Wie war das?

Ich finde die Menschen hier ganz toll. Man merkt schon, dass die Leute hier auf eine Art viel offener und lockerer sind. Wobei ich mich am Anfang auch etwas daran gewöhnen musste. (lacht) Du gehst raus, die Leute schunkeln dich an und belabern dich so, als würden sie dich schon ewig kennen. Das liebe ich, aber es war wie gesagt gewöhnungsbedürftig.

Wann spielen Sie das nächste Mal ein eigenes Konzert in Köln?

von Wrochem: Am 13. September treten wir mit einer Band im Gebäude Neun in Mülheim auf. Wir freuen uns total. Sonst spielen wir eher als Duo, aber das ist eine größere Nummer. Wir spielen jetzt auf der Santiano-Tour auch mit Band und das wird dann quasi ein Revival. Natürlich haben wir auch CDs und neuen Merch dabei.

Tickets für das Konzert von Lina Bó und Band am 13. September im Gebäude Neun gibt es für rund 25 Euro online.

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