LandschaftsverbandEhrenring des Rheinlandes für Abraham Lehrer

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Ehrenring Ulrike Lubek, Henriette Reker, Abraham Lehrer, Anne Henk-Hollstein (v.l.)

Übergaben den Ehrenring: Ulrike Lubek, Henriette Reker, Abraham Lehrer, Anne Henk-Hollstein (v.l.)

Abraham Lehrer gilt als Mahner und Versöhner. Nun wurde ihm eine hohe Ehrung zuteil.

„Menschen wie Sie sind für ein gelingendes und friedliches Miteinander unserer Gesellschaft unverzichtbar.“ Mit diesen Worten würdigte Anne Henk-Hollstein, die Vorsitzende der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), das vielfältige Engagement von Abraham-Joseph Lehrer. Stadtgesellschaft, kommunale Selbstverwaltung und letztlich die Demokratie könnten nur erfolgreich sein, wenn sie von Menschen mitgetragen werde, „die die Demokratie leben und lieben und für die Werte unserer Verfassung einstehen.“

Der LVR erkenne dies durch die Verleihung des Ehrenrings des Rheinlandes an. In ihrer Laudatio betonte die Vorsitzende, dass sich Lehrer seit Jahrzehnten für den interreligiösen und interkulturellen Austausch sowie „ein wertschätzendes Miteinander“ einsetze. „Dabei haben Sie sich pragmatisch und sympathisch für Köln, das Rheinland und das jüdische Leben in Deutschland verdient gemacht.“ Als Beispiel nannte Anne Henk-Hollstein das Festjahr „321 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Als Gründungsmitglied des gleichnamigen Vereins, als Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln sowie als Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland hat Lehrer federführend an der Intention mitgewirkt, jüdisches Leben über die vergangenen 1700 Jahre bis heute stärker sicht- und erlebbar zu machen.

Abraham Lehrer wurde 1954 als Sohn von Shoah-Überlebenden in New York geboren und kam noch im selben Jahr mit seiner Familie nach Köln. Der am Rhein aufgewachsene Familien- und Großvater bezeichnet sich selbst gerne als „ne kölsche Jung und deutscher Jude – aber nicht als Jude in Deutschland“. Henk-Hollstein unterstrich, dass das Anliegen des Festjahres durch den federführend von Abraham Lehrer neu gegründeten Verein „Jüdisches Leben in Europa“ eine inhaltliche Fortsetzung auf europäischer Ebene erhalten soll. Vor wenigen Wochen hatte Lehrer mit seiner kurzfristigen Absage als Redner bei der umstrittenen Friedenskundgebung der Initiative „Arsch huh“ für Aufsehen gesorgt und dafür viel Anerkennung erhalten. Im Jahr 2001 hat der LVR den Ehrenring des Rheinlandes gestiftet; die höchste Ehrung, die der LVR vergibt. Damit werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in besonderer Weise um den Gedanken der kommunalen Selbstverwaltung in einem wachsenden Europa verdient gemacht haben. Worauf es Lehrer, laut Henk-Hollstein „ohne Zweifel ein ,naturalisierter „Kölner und Rheinländer“, ankomme: „Das Judentum, das Wissen um seine Bedeutung und Kultur muss bekannter werden, nicht nur als Opfer von Pogromen im Mittelalter und der Shoah.

Vielmehr ist das Verbindende und Gemeinsame das, was unsere Gesellschaft gerade mit Blick auf Juden und Nichtjuden zusammenhält.“ Die oberste Repräsentantin des Rheinlands machte deutlich, dass jüdisches Leben in Deutschland erneut beziehungsweise immer noch gefährdet sei. „Heute mehr denn je.“ Antijudaismus und Antisemitismus entstünden vielfach durch Unwissenheit und Unkenntnis. Lehrer engagiere sich daher intensiv hinsichtlich Wissensvermittlung und zeige: „Das Wissen um historische Verbundenheit stärkt die Zusammengehörigkeit in der Gegenwart und erleichtert das gemeinsame Gestalten der Zukunft.“

Ich befinde mich nicht auf einem sinkenden Schiff, wir müssen aber die schweigende Mehrheit mobilisieren.
Abraham Lehrer

Zur Überraschung des Geehrten überbrachte die LVR-Vorsitzende zudem persönliche Worte der Anerkennung des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor. Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete Lehrer als „geradlinigen Kölner und engen Berater“. Sie dankte für dessen vielfältige Bemühungen, jüdisches Leben in Deutschland und eben auch in „unserem Köln“ sichtbar zu machen – etwa im NS-Dokumentationszentrum oder durch die KVB-Bahn mit dem Schriftzug „Schalömchen“. Abschließend dankte Lehrer in bewegenden Worten für den Ring, den „ich mit Stolz tragen werde“. Trotz des ansteigenden Antisemitismus zeigte er sich optimistisch: „Ich befinde mich nicht auf einem sinkenden Schiff, wir müssen aber die schweigende Mehrheit mobilisieren.“ Zeichen der Solidarität „aus der Mitte der Gesellschaft“ stimmen ihn zuversichtlich: „Die jüdische Gemeinschaft lechzt nac

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